Interview mit KARL STANKIEWITZ, Münchner Journalist und Autor

KARL STANKIEWITZ
Münchner Journalist und Autor

KARL STANKIEWITZ ist am 27.10.1928 in Halle geboren  als Sohn eines Funktionärs der Christlichen Gewerkschaften.  Er wuchs bis 1937 in Essen auf. Als 16-jähriger war er als Seekadett auf See unterwegs. Die Familie zog 1937 nach München, wo er seit dieser Zeit noch immer als Journalist tätig ist. Seine persönliche Jugendzeit ist in seinem Buch Eine Jugend in München, 1939 -1949 zu lesen. Der internationale Presseclub zeichnete ihn aus für hervorragende journalistische arbeiten über die bayerische Landeshauptstadt. Im Allitera Verlag sind von ihm erschienen: Aus is und gar is. 2018 und Münchner Originale, 2019. Der Band »Münchner Originale« veröffentlicht erstmalig diese wertvolle Sammlung, heute in Besitz des Münchner Stadtarchivs. Karl Stankiewitz hat dazu Lebensgeschichten oder zumindest biografische Daten der zum Teil in Vergessenheit geratenen Münchner Typen verfasst.

Weitere von ihm verfasste Bücher sind: Sieben Wochen meines Lebens war ich reich. München 68: Traumstadt in Bewegung. Prachtstraßen in München. Ich näherte mich den Gebirgen - Mit Fürsten und Dichtern durch die Alpen. Badelust. Wie der Zirkus in die Berge kam. Gezähmte Wildnis. Rebellen-Reformer-Regenten. Die große Gaudi. München- Stadt der Träume. Der Stachus- Wo München modern wurde. Weiß-blaues schwarzes Buch. Das Bahnhofsviertel. Paradeis der Dichter. Alle lieben Bayern. München Stadt der Träume: Projekte, Pleiten, Utopien. Die befreite Muse-Münchner Kunstszenen ab 1945. Münchner Sittenbuch. Aus is und gar is. Nachkriegsjahre: Reportagen von 1945 bis 1959. Keiner will Schuld sein.Art wilden Wassers. Die Anfänge des Fremdenverkehrs in Oberbayern.

 

Karl Stankiewitz arbeitete seit 1947 als Journalist für die Süddeutsche Zeitung, die Abendzeitung und zahlreiche andere Medien und ist Autor von 37 Sachbüchern.  Seine Jugendzeit ist im Buch Rebellen zu lesen.  In 66 Ländern war Karl Stankiewitz Auslandsjournalist. Dies ist in seinem Buch Macher, Mörder, Menschenfreunde sowie in dem Buch Meilensteine verfasst. Seine berufliche Karriere startete auf dem Wirtschaftsgymnasium in München, wo er die erste Münchner Schülerzeitung, der Funke 1946 gründete. Der damalige Münchner Stadtschulrat Anton Fingerle gab ihm persönlich ein Interview, die CSU witterte Revoluzzer und schrieb wiederum über Stankiewitz eine Glosse in ihrer Parteizeitung. Ab Oktober 1947 arbeitete er als Volontär bei der Süddeutschen Zeitung. Im Juni 1948 wurde er bei der neugründeten Abendzeitung Reporter und Redakteur für die Reportageseite.   

Die Anfangszeit eines Journalisten war noch sehr aufwendig zum Weitervermitteln der Texte mit Hellschreiber, Fernschreiber aller Art sowie Telefax. Zuletzt die Einführung des Ps, erleichterte dies sehr für die Weitergabe in kürzester Zeit. 1950 arbeitete er drei Monate beim Stern in Hamburg und veröffentlichte dort u. a. eine Recherche zum Menschenschmuggel. 1950 und 1951 arbeitete er als Münchner Mitarbeiter des Spiegel. Von 1951 bis 2000 wirkte er als Münchner Korrespondent für über zehn große deutsche Zeitungen, er war außerdem Mitarbeiter bei Münchner Zeitungen, beim Bayerischen RundfunkDeutschlandfunk und bei der Deutschen Welle. Eine beruflich bedeutende Zeit war für Stankiewitz das Jahr 1968, wo er 2 Bücher geschrieben hat. In den 60er und 70er Jahren war er Auslandsjournalist in  Südamerika und berichtete über die damaligen politischen Ereignisse.

Sein spektakulärstes Erlebnis in Zentralamerika war, wo er im Zug saß, der verunglückte. Ein abenteuerliches Unternehmen war, wo er als Journalist In Ägypten tätig war, wo es in der Stadt Suez brannte und konnte die Daten nicht weitersenden. So ist er nach Athen geflogen, um seinen Text an die Zeitung weiterzuvermitteln. Er hatte aus dem Presseversorgungswerk für Journalisten eine große Geldsumme erhalten, aufgrund dessen er privat durch verschiedenen Länder reiste und kennenlernte. Später arbeitete er als freier Reise- und Alpinjournalist und verfasste Berichte aus 66 Ländern.  Er veröffentlichte seit 1999 35 Sachbücher, vor allem mit Themen zu München, Bayern, den Alpen und literarischen Wanderungen in Bayern, Österreich und der Schweiz.

Sein Schwerpunkt  im Journalismus war als Bayern Korrespondent. In den wilden 80er  Jahren, war  als Reporter der damaligen WAA in Wackersdorf/Oberpfalz im Einsatz, wo die WAA gestürmt wurde von der Polizei. Die Polizei hatte Reizgas eingesetzt an die sehr widerspenstigen Gegner. In seinem verfassten Buch Babylon in Bayern – WAA zu lesen. Weitere spektakuläre Kriminalprozesse waren die Prozesse mit Vera Brühne, Ingrid van Bergen und Gräfin Elz, die ihren portugiesischen Liebhaber erdolchte, wo er einen Bericht für die AZ schrieb, ein täglicher Krimi. Dies ist im Buch Keiner will Schuld sein zu lesen. Die Mörder vom Schauspieler Walter Sedlmayr haben auf gerichtlicher Ebene erreicht und Einspruch erhoben über das Urteil von 1972, ein Präzidenzfall, und beziehen sich darauf, wo Namen zu unterlassen sind, wo Häftlinge kurz vor der Entlassung stehen, zur Resozialisierung in die Gesellschaft.

Ein sehr spannendes und ereignisreiches Jahr war 1972 in München zu den olympischen Sommerspielen, die mit dem Attentat, die gutgelaunte Atmosphäre sofort beendete. Darüber sein Buch, München 1972, wie Olympia eine Stadt bewegte. Stankiewitz war als Reporter anwesend bei dem Prozess über den einstigen charismatischen Wunderheiler Gröning, der in Rosenheim gurumäßig auftrat und agierte. Kurz nachdem die Abendzeitung die Sensationsmeldung „Bruno Gröning kommt nach München“ abdruckte, winkte AZ-Chefredakteur Rudolf Heitzler mit einem Geldschein. „Wer den Gröning als erster interviewt, bekommt eine Prämie von 50,00 Mark.

 Leider hat Karl Stankieitz den 50 DM Betrag nicht erhalten. Stankiewitz hat Bruno Grönig in seiner Wohnung in Bogenhausen interviewt 1951 für den Spiegel über den Wunderdoktor. Und das Interview ist unter der Schlagzeile   erschienen:   ,Ich   bin   kein   Wunderdoktor ́.  Der verstorbene Münchner Großvater der Kommune 1 und linksradikaler Politaktivist Dieter Kunzelmann hatte eine abstruse Weltanschauung. Stankiewitz nannte seinen Hund, einen Dackel und Münchens Maskottchen der olympischen Sommerspiele 1972 daraufhin, Kunzelmann. Des weiteren die Jugendbande Panda in München der 50er Jahre, wo ein 18-jähriger äußerst clever diese Bande als kapitalistisches System nach amerikanischen Kapitalismus aufbaute.

Stankiewitz ist einer der ältesten aktiven Journalisten in Deutschland. Anlässlich von Stankiewitz' 90. Geburtstag[6] eröffnete der Münchner Heimatforscher Hermann Wilhelm im Münchner Haidhausen-Museum Ende September 2018 eine Ausstellung über den Journalisten. Über 10.000 Artikel habe ich in den 70 Jahren als Journalist geschrieben – und 36 Bücher.  Ich habe mich lange gewehrt aber seit 2000 habe ich einen Computer, benutze heute Smartphone und Internet. Mein erstes Telefax von Siemens war das erste in München – damals kostete es 11.000 Mark, heute steht es im Deutschen Museum. 

Stankiewitz liebt Kajakfahren auf der Isar, wo er seinen Hund mitnahm, was ein Foto aus den früheren Jahren zeigt. Gerade hat er Post von seiner Enkelin erhalten. Sie schreibt, das sie eine Radtour von München bis Venedig unternimmt. Sie ist als Stewardess tätig. Des weiteren betreibt sie ein Büro in München, wo sie am Projekt für die zweite Stammstrecke in München beteiligt ist. Stankiewitz Schwester hat einen Mexikaner geheiratet.  Sein Sohn Fotograf und Journalist, hat vor kurzem ein packendes sensationelles Fotobuch herausgebracht mit  beeindruckenden Fotos von der ganzen Welt. Seine Schwester ist als Ärztin tätig. Seine verstorbene Frau stammte aus Berlin, die im Kriegsende nach München kam und sie sich hier kennenlernten.

Karl Stankiewitz schwärmt für den malerischen Ort Hallstadt in Österreich, dem man nur mit dem Boot erreichen kann. Im weißen Rössl am Wolfgangsee spielte der Wirt, den Kaiser Franz Joseph von Österreich zu dem Festival Kaisertage, wenn der Kaiser Franz Joseph kommt mit dem Nostalgiezug nach Bad Ischl. Zu diesem besonderem historischen Ereignis mit glorreichen Festprogramm sind alle Gäste in nostalgischer Kleidung des 18.Jh. stilvoll gekleidet.

Karl Stankiewitz wollte Kajak fahren, wie geplant war zuletzt, doch leider ist er hingefallen und trägt jetzt momentan eine Armschiene. Doch glücklicherweise er kann schon mit dieser Hand am PC tätig sein. Aktuell verfasst er Artikel zu Ereignissen der jüngsten Zeitgeschichte hauptsächlich für die Abendzeitung, das Münchner Blog Kultur-Vollzug und die Bayerische Staatszeitung.  Doch die Corona-Krise stellt auch den Münchner Autor und Journalisten Karl Stankiewitz vor viele neue Herausforderungen. Sein Corona-Tagebuch, das auf bayerische-staatszeitung.de regelmäßig aktualisiert wird, gibt spannende Einblicke in das Leben in München während der Corona-Krise - aus ganz persönlicher Sicht. Die politischen aktuellen Themen sind in seinem Buch Minderheiten in München, Zuwanderung, Ausgrenzung, Integration vom Mittelalter bis zur Gegenwart zu lesen.

Karl Stankiewitz lebt seit über 70 Jahren in der Widenmayerstraße in einer großzügigen Altbauwohnung. Sein geräumiges Arbeitszimmer, wo ein Albrecht Dürer Porträt hängt sowie farbig bunte Wandteller, bietet einen herrlichen Ausblick auf das Maximilianeum. Stankiewitz ist sehr beruhigt, da er vom Hausbesitzer die Nachricht erhalten hat, das er in seiner Altbauwohnung bleiben kann, bis zum Lebensende ohne einer Mieterhöhung. Der legendäre Sigi Sommer gab ihm bei der Abendzeitung einen Spruch mit auf den Weg: Schreibst halt jeden Tag ein Verserl!“ – und daran hielt ich mich. Stankiewitz wurde angeschnauzt im Biergarten vom Steckerlfischverkäufer, mit den Worten Kost mi a paar Tausender, weil er das weiß-rote Absperrband übersehen hatte.

Das seit vielen Jahren zweistöckige leerstehende Haus an der Robert-Koch-Straße, wo Glasermeister Reitz seine Werkstatt hatte, wünscht sich Stankiewitz, das es ein Flößermuseum wird. Da an der Triftstraße im Lehel  früher dort die Flößer von Bad Tölz oder Wolfratshausen kommend, das Holz getriftet haben und dort Endstation war.

Karl Stankiewitz äußert, welche Veränderungen an seiner Denk-, Lebens- und Arbeitsweise er selbst erkennen kann, und in der Gesellschaft mutmaßlich hervorgerufen oder doch verstärkt durch das lange Eingesperrtsein und andere Zwänge des Lockdowns. Denn die mittel- und langfristigen Folgen sind noch längst nicht abzusehen. eine Zunahme an Disziplin, Toleranz, Solidarität, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, wie ich sie schon zu Anfang dieses Tagebuchs notieren konnte. Zu bemerken sind auch eine Neuentdeckung der Nähe, der Natur, des Landlebens, die Anerkennung des Verzichts (insbesondere bei Heranwachsenden), das Verlangen nach voller Gleichberechtigung (etwa der Geschlechter), nach mehr Ruhe und Langsamkeit: ein Schuhgeschäft in der Theatinerstraße plakatiert im Schaufenster: „Walk, don’t run.“ (Anscheinend hat die schöne deutsche Sprache in der Produkt- und Kulturwerbung vollends ausgespielt).

Auffallend ist jedenfalls, wie die Spätphase der Pandemie dunkle Erscheinungen wie Intoleranz, Abneigung von Wissenschaft und Ratio (Querdenker), Hass, Rassismus, Antisemitismus und, ja auch das, Gewaltbereitschaft nicht nur an Rändern der Gesellschaft verstärkt hat. Sie suchen geradezu die Öffentlichkeit. Im Hof einiger Seniorenheime ließ der gerade 100 Jahre alt gewordene Münchner Schausteller-Verein eine alte Jahrmarktsorgel schieben und bespielen. Was für eine Abwechslung für die alten Leute, die nicht mehr besucht werden dürfen.

Der Bronzebusen der schönen Braut des Romeo, die Julia Statue am Spielzeugmuseum des alten Rathauses, ist deutlich nachgedunkelt und nicht mehr so goldig poliert wie früher. Die vielgepriesene weltweit bekannte Münchner Gemütlichkeit im bekanntesten Wirtshaus der Welt, dem Hofbräuhaus kommen jetzt täglich etwa 600 Gäste, statt der üblichen 1000 Gäste, verrät der Mann am Eingangspult, der Namen und Telefonnummern notiert und Plätze zuweist. Gemütlichkeit geht anders.

 

Herr Karl Stankiewitz ist ein sehr beeindruckender erfahrener Münchner Journalist, Autor und Persönlichkeit. Er war  in jungen Jahren sehr sportlich aktiv, was ihm bis heute zu gute kommt.

 

Vielen Dank für das angenehme Interview mit Ihnen und Ihr wunderbares Buchgeschenk Poetenpfade in Bayern.

Ich wünsche Ihnen, als bekannter Münchner Journalist, Autor und Persönlichkeit weiterhin gute Gesundheit und Vitalität.

Mit freundlichem weiß-blauem Münchner Gruß

Claudia Hubner